Auch diese kleine Geschichte hat mit der Macht von Worten zu tun. Diesmal geht es jedoch nicht um verbale Verletzungen, die trotz einer Entschuldigung, Narben auf der Seele zurücklassen können. Es geht vielmehr um Worte, die unachtsam oder auch böswillig in die Welt gestreut werden und dort eine unheilvolle Dynamik annehmen und einem Menschen nachhaltig schaden können.
Warst du auch schon einmal hilfloses Opfer übler Nachrede oder hast vielleicht – bewusst oder unbewusst – Gerüchte weiter getragen?
In einem Dorf lebte einmal eine Frau, deren böse Zunge durch üble Nachrede und falsche Gerüchte, immer wieder Streit und Unfrieden über ihre Mitmenschen brachte.
Als eine Nachbarin sie zur Rede stellte, deren Ansehen sie mit einer besonders gemeinen Lüge verletzt hatte, versprach die Verleumderin:
„Ich werde im Dorf bekannt machen, dass es nicht stimmt. Dann ist alles wieder gut.“
“ Nicht alles“, widersprach die Gekränkte, „etwas wird hängen bleiben. Es ist wie mit den Federn.“
„Mit was für Federn?“ fragte die Lügnerin verdutzt.
Die Nachbarin forderte sie auf, „Geh nach Hause und hole ein Kopfkissen. Dann komm zu mir zurück und verstreue unterwegs alle Federn.“
Da die Frau ein schlechtes Gewissen hatte, kam sie diesem, ihr unverständlichen Befehl nach und war nach kurzer Zeit zurück.
„Und was nun?“ fragte sie.
„Jetzt sammelst du alle Federn wieder ein.“
„Das ist unmöglich! Der Wind hat sie wahllos verweht.“ wehrte sie sich.
„So ist es auch mit übler Nachrede und bösen Gerüchten,“ erklärte die Nachbarin. „Nie können alle Federn wieder eingesammelt werden. Nie werden alle Worte vergessen. Etwas bleibt immer hängen.“